Rundreise USA - Nationalparks des Westens 2009 ("Escape From Workaday"-Tour Part II)
Gerade aus England zurück (siehe Reisebericht Frankreich/England 2009) fliege ich allein ohne Family in die USA. Schwerpunkt sollen Wanderungen und Fototouren in den Nationalparks des Westens sein. Auf unserer Tour USA Südwest 2003 (siehe Reisebericht USA Südwest 2003) mussten einige Parks auf der Strecke bleiben. Die sollen bei dieser Gelegenheit gleich mal nachgeholt werden.
Die Reiseroute
Von Denver fahre ich über den Great Sand Dunes National Park über die Rockies in die Nationalparks Utahs und Arizona, Arches, Monument Valley, Grand Canyon, Zion, Bryce und Capitol Reef. Den Höhepunkt bildet der Yellowstone National Park. Zwischenstationen bilden der Lake Powell, Lake Utah und Salt Lake City.
Auftakt Denver und die Rockies in Colorado
Tag 1
Mit der Lufthansa von Frankfurt nach Denver komme ich gegen Nachmittag Ortszeit in den USA an. Ein bisschen was essen und eine suuupergünstige Levis Jeans (ca. 30$) in der nahe gelegenen Aurora Mall, dann geht's ins Bett in meinem Crystal Inn & Suites.
Tag 2
Den ersten Tag widme ich der Stadt Denver, östlich der Rocky Mountains gelegene Hauptstadt des Staates Colorado. Mit 560.000 Einwohner größte Stadt der Region und 1.600 m hoch gelegen. Im Denver Museum of Nature and Science gibt es enorm viel zu sehen: Ausgestopfte Tiere und nachgestellte Landschaften aus aller Welt, ein Planetarium, ein IMAX Kino (ganz toll ist der Grand Canyon Film), diverse Ausstellungen zu den Themen Weltraum, Ägypten, Gesundheit, Edelsteine und Mineralien und vieles mehr. Zudem hat man von der Anschutz Family Sky Terrace einen tollen Blick auf die Skyline von Denver mit dem City Park davor und den Rockies im Hintergrund. Im Civic Center Park geht die Besichtigung weiter. Der Park ist das Herz der Stadt, eingerahmt von zahlreichen Gebäuden der Kunst, Kultur und Politik, u.a. das State Capitol, Regierungssitz von Colorado (die Statue davor stellt einen Soldaten der Union dar und erinnert an den amerikanischen Bürgerkrieg). Direkt an den Park schließen sich das Finanzzentrum sowie die Fußgängerzone in der 16th Mall Street an. Eindrucksvoll auch hier wie in den meisten amerikanischen Großstädten die Bankentürme, die man noch aus der Serie Denver Clan kennt. Sehr gut essen und trinken lässt sich in der Wynkoop Brewery in der 18th Street, ein Bierpub mit eigener Brauerei, nicht weit weg vom Baseball Stadion Coors Field. Hier genieße ich eine Rocky Mountains Forelle vom Feinsten. Sehr gutes Lokal. Nette Bedienung, große Auswahl an Bieren und Speisen. Über die 16th Mall Street lässt sich auch am Abend, wenn die Geschäfte schon geschlossen haben, gut flanieren. Zahlreiche Cafes, Restaurants, Kinos und Theater sorgen für lebhafte Atmosphäre.
Tag 3
Ich verlasse Denver heute in Richtung Süden. Zunächst noch ein Stopp im Red Rocks Amphitheater, das nicht nur für Freilichtaufführungen, sondern von besonders abgehärteten Zeitgenossen auch für Sprints und Joggingeinheiten in der Mittagsgluthitze genutzt wird. Über den Highway 285 und am Arkansas River vorbei geht es dann durch die Wälder der Rocky Mountains zum Great Sand Dunes National Park. Verkehrsfunk mal ganz anders: Unterwegs mahnt eine sonore Stimme im Radio immer wieder eindringlich, wegen Bauarbeiten und entsprechend langen Wartezeiten nicht über Johnson Village zu fahren. Die Warnung hat was Infernalisches. Ich fahre trotzdem und habe Glück. Die Schlange ist nicht so lang, vermutlich weil die meisten der Stimme tatsächlich gefolgt sind. Durch einen kurzen Umweg fahre ich auf der endlosen 17 zum Great Sand Dunes National Park. Dort liegen auf ca. 80 qkm die mit über 200 m höchsten Dünen Nordamerikas. Sie sind entstanden durch Sandablagerungen des Rio Grande und seinen Nebenflüssen. Das Gehen in den Dünen ist äußerst mühsam und man kann sich nun gut vorstellen, wie es sein muss, sich in der Sahara zu verirren. Nach dem Sonnenuntergang geht es über den Highway 160 durch die San Juan Mountains weiter zur Übernachtung nach Monte Vista.
Tag 4
Der 160 folge ich weiter nach Durango, eine von einer Eisenbahngesellschaft gegründeten Stadt. Nicht von ungefähr ist denn auch die historische Eisenbahn, die zwischen Silverton und Durango pendelt, eine der Hauptattraktionen. Die Main Street ist das Herz des historischen Stadtzentrums. Dort findet man neben vielen Geschäften und Restaurant auch das im viktorianischen Stil erbaute Strater Hotel. Im dort untergebrachten Diamond Belle Saloon nehme ich einen Imbiss ein, bevor es auf dem Highway 550 über den Molas Pass nach Silverton weiter geht. Die Gründung der Stadt geht wie Durango auch auf Silberfunde zurück. Heute ist er neben der nostalgischen Eisenbahn vor allem wegen des atemberaubenden Million Dollar Highways beliebt. Dieser führt durch die San Juan Mountains über den Red Mountain Pass nach Ouray und weiter nach Ridgeway. Von dort geht die Fahrt durch heftige Gebirgsgewitter und Dunkelheit dann über die Highways 62, 145, 90, 46 und 191 nach Moab in Utah. Dort bietet sich nach dem Abendessen noch ein Bad im Hotelpool an, so herrlich warm ist es noch am späten Abend.
Der Arches National Park
Tag 5
Nach der vielen Fahrerei ist heute der komplette Tag für den Arches National Park reserviert. Dieser Park beherbergt ca. 2.000 Steinbögen (Arches), die durch Wind und Verwitterung aus dem Gestein entstanden sind. Von Moab kommend passiere ich den Colorado River auf dem Weg in den Arches. Mit dem Auto durchfahre ich den Park bis zum Startpunkt des Devil's Garden Trail. Diese Wanderung führt mich u.a. zum Landscape Arch (mit 92 Metern Spannweite einer der größten Bögen der Welt) und ab dort auf rauer Strecke zum Double - O Arch (besteht aus zwei Bögen). Für die gesamte Strecke sollte man schon mindestens 3-4 Stunden einplanen. Nach der anstrengenden Wanderung fahre ich mit dem Auto die Sand Dune Arch (versteckt zwischen Felsen und umgeben von Sand), den Fiery Furnace Viewpoint (Blick auf einen aus Felsen bestehenden Irrgarten namens Fiery Furnace, zu deutsch feuriger Hochofen), den Panorama Point mit Blick auf die Lasalle Mountains und den Balanced Rock (großer Felsen, der auf einer Felsnadel „balanciert“) an. Wegen des aufkommenden Gewitters muss ich bedauerlicherweise auf den Delicate Arch Trail verzichten. Dieser führt zu dem schönsten aller Arches, dem 14 Meter hohen und allein stehenden sehr bekannten Bogen Delicate Arch.
Auf dem Rückweg passiere ich den Courthouse Towers Viewpoint mit Three Gossips (drei Klatschbasen; drei Köpfe, die jeweils in eine andere Richtung schauen), Sheep Rock (wahrscheinlich der Überrest eines zusammengebrochenen Bogens), Tower of Babel (bekannt von einem Marlboro-Plakat) und The Organic (in dieser Reihenfolge von li nach re auf dem Foto ganz rechts zu sehen) sowie die Park Avenue (erinnert beim Durchlaufen an Hochhäuser).
Tag 6
Am frühen Morgen geht es nochmals in den Arches. Der Delicate Arch ist morgens am besten vom Delicate Arch Viewpoint zu sehen. Man kommt zwar nicht ganz an ihn heran, aber dennoch entschädigt er etwas für den gestern verpassten Trail. Danach geht es in die Windows Section. Dort stehen Turret Arch, South und North Window sowie der Double Arch (bestehend aus zwei Bögen). Nach den vielen Arches (und das war ja nur ein Bruchteil) verlasse ich den Park und weiter geht die Fahrt zum Dead Horse Point State Park, ein 22 qkm großer State Park in unmittelbarer Nähe nordöstlich des Canyonlands National Park. Von der südlichen Spitze hat man einen besonderen Ausblick aus 1.731 m Höhe auf den über 600 m tiefer gelegenen Colorado River, der an dieser Stelle eine 180°-Kehre macht. Ein toller Rastplatz mit Sonnenüberdachungen lädt zum Verweilen ein.
Über die Highways 191 und 163 fahre ich zum Tagesziel Monument Valley. Das Tal liegt auf ca. 2.000m Höhe und ist ein durch Wind und Wetter ausgewaschenes Hochplateau. Seine charakteristische rote Färbung hat es seinem hohen Eisenoxidgehalt zu verdanken. Dort checke ich in das von den Navajo-Indianern geführtes Hotel The View ein, von dem man einen tollen Blick auf das Tal hat, insbesondere auf die drei Formationen West Mitten Butte, East Mitten Butte und Merrick Butte. Nach einem guten Essen mit Navajo Live Unterhaltung im Hotelrestaurant fange ich den Sonnenuntergang auf meinem Balkon mit der Kamera ein.
Monument Valley und Lake Powell
Tag 7
Heute heißt es früh aufstehen und den Sonnenaufgang im Tal erleben. Ich befahre die Monument Valley Park Road, die bis auf den Totem Pole und den Yei Bi Chei an allen bekannten Formationen vorbei führt. Um zum Totem Pole zu gelangen, muss man bei den Navajos eine Jeep-Tour buchen oder durch Sanddünen zu Fuß hingehen, was die Navajos aber wohl nicht gerne sehen (hab's trotzdem gemacht). Die wichtigsten Formationen sind neben den Buttes die Three Sisters (drei aufragende Felsnadeln), the Thumb (der Daumen) und North Window (man schaut wie durch ein Fenster durch eine Lücke auf andere Felsformationen). Vom Artist Point und vom John Ford's Point hat man zudem tolle Aussichtspunkte auf das Tal. Mache unterwegs noch Bekanntschaft mit einem, verrückten Engländer, der jeweils ein halbes Jahr zur See fährt und das andere halbe Jahr in der Welt herumfotografiert. Wie aufgescheucht hetzt er von einem Motiv zum nächsten. Dabei hat er doch ein halbes Jahr Zeit...
Gegen Mittag, als die Hitze langsam unerträglich wird, setze ich meine Fahrt fort. Über die Highways 163, 160 und 98 geht die Route nach Page am Lake Powell. Dieser 150 km lange zweitgrößte Stausee der USA (nach dem Lake Mead bei Las Vegas) ist nur an wenigen Stellen zugänglich. Daher gibt es auch nur wenige Yachthäfen, nämlich ganze 6, obwohl die Küstenlinie über 3.000 km (!) lang ist. Einer davon ist der Antelope Point Marina in der Nähes des Antelope Canyons. Dieser ist erst 1999 eingeweiht worden. Dort sieht man außer einem Bootshafen nicht viel, jedoch kann man dort ein Bad im Lake Powell nehmen. Imposant ist vom Marina aus die Sicht auf das Kraftwerk bei Page. Einen weiteren Yachthafen in der Nähe gibt es auf der anderen Seite des Colorado, der Wahweap Marina. Absolut überwältigende Baukunst erlebt man beim Übergang über den Colorado am Glen Canyon Dam mit der gleichnamigen Brücke, der Glen Canyon Dam Bridge. Dieser Staudamm, ein sogenannter Bogengewichtsstaudamm wurde 1964 fertig gestellt und staut den Colorado und erzeugt so den Stausee Lake Powell. Im Carl T. Hayden Visitor Center direkt an der Brücke kann man sich über den Bau und die Geschichte des Staudamms kundig machen. Weiter in Richtung Wahweap Marina ergeben sich immer wieder tolle Sichten auf Staudamm und Brücke.
Tag 8
Heute zieht es mich zunächst erneut zum Wahweap Marina. Der Plan, dort einen Jet Ski anzumieten, wird leider durchkreuzt, da schon alle Jet Skis vermietet sind. Also miete ich einen Kajak an und überquere einmal den See. Das war ziemlich anstrengend für mich als Ungeübten und eine nasse Hose hab ich mir dabei auch noch geholt. Aber trotzdem eine tolle Sache. Anschließend fahre ich mit einer Gruppe französischer Touristen zum Upper Antelope Canyon. Auch hier kam ich leider zu spät, um die etwas ausgedehntere Fotografentour zu buchen. Die war bereits ausgebucht, so dass ich mit der normalen Führung Vorlieb nehmen musste. Auf dieser war es unmöglich, in Ruhe zu fotografieren. Glücklicherweise war die Führerin sehr nett und ist mit mir noch einmal komplett durch den Canyon zurück gelaufen und hat mir die richtigen Foto Spots gezeigt. So ist dann doch noch das eine oder andere brauchbare Foto entstanden. Die 5 Dollar Trinkgeld hat sie sich redlich verdient. Nach einem erneuten Stopp am Glen Canyon Staudamm geht die Fahrt weiter über den Highway 89 nach Kanab. Unterwegs noch ein kurzer Stopp am Scenic Overlook (Schotterstrasse rechts von der 89, Blick auf die Wahweap Marina) und später am Fluss Paria. In Kanab wird mir das Rocking V Cafe empfohlen. Und tatsächlich: Die Forelle in Maismehlpanade ist hervorragend.
Ein Feuerwerk der Nationalparks: Grand Canyon, Zion, Bryce und Capitol Reef
Tag 9
Heute steht der Grand Canyon auf dem Programm. Am South Rim waren wir bereits 2003. Diesmal geht es zum North Rim, also zum nördlichen Canyonrand. Die Entscheidung ist keine triviale. Immerhin trennen North und South Rim über 200 Meilen mit dem Auto! Der Weg dorthin führt durch viel Nadelwald des Kaibab National Forest und man würde den Grand Canyon hier nicht vermuten, wenn man es nicht wüsste. Angekommen fahre ich diverse View Points (Bright Angel Point, Point Imperial, Walhalla Overlook) an, die den Canyon immer wieder in anderer Pracht zeigen. Eine Kurzwanderung auf dem Cliff Springs Trail führt mich zu allerdings wenig spektakulären Rinnsalen in einer Felswand. Zum Finale wird der Royal Cape mit dem Felsfenster Angels Window serviert. Dort warte ich mit einer Gruppe Fotografen auf den Sonnenuntergang. Zusammenfassend muss man sagen, dass der North Rim weniger überlaufen ist, da er nicht so populär ist wie der South Rim, aber durchaus auch seine Reize hat. Von hier aus kann man auch diverse Trails, u.a. den Kaibab Trail in das Tal starten, der sogar weiter bis zum South Rim führt, was ich aber aus Zeitmangel nicht in Erwägung ziehen konnte. Man braucht hierfür mindestens zwei volle Tage und eine Top-Kondition. Beim nächsten Mal vielleicht... Am Abend führt die Route weiter nach Hurricane nahe des Zion National Parks.
Tag 10
Zunächst geht es von Hurricane aus an einer weißen Kirche und einem fotogenen Oldtimer in Rockville vorbei zum Eingang des Zion National Park in Springdale. Dieser feiert heute seinen 100jährigen Geburtstag. Im Visitor Center erkundige ich mich zunächst über die interessanten Trails. Mit dem Shuttle Bus fahre ich dann zur Zion Lodge und mache mich von dort auf dem Emerald Pools Trail auf zu den Lower, Middle und Upper Emerald Pools. Diese sind mehr oder weniger kleine Wasserpfützen, die durch Wasserläufe durch die Felsformationen entstehen. Im Sommer aber wenig spektakulär, da nur wenig Wasser fließt. Insgesamt daher nicht so wirklich spektakulär. Nach einem Zwischenstopp am Canyon Junction, wo man direkt am Virgin River entlang wandern kann, geht es anschließend auf dem Weeping Rock Trail zu einer Felswand, von der Wasser trieft. Zum Abschluss gibt es den Sonnenuntergang inklusive Fußbad am Virgin River auf dem Parus Trail. Auf der Ausfahrt Richtung Panguitch komme ich noch am Checkerboard Mesa vorbei. Die interessantesten Trails sind jedoch der Aufstieg zum Canyon Overlook (bereits 2003 absolviert) und der weitaus schwierigere Aufstieg zu Angels Landing, für den man einen vollen Tag einplanen sollte und nicht wie ich Fotorucksack und Stativ dabei haben sollte. Den hebe ich mir ebenfalls für den nächsten Besuch auf.
Tag 11
Das heutige Ziel, der Bryce Canyon ist kein Canyon im eigentliche Sinne, d.h. es fließt kein Fluss durch den Canyon. Er ist vielmehr ein erodierter Teil des Paunsaugunt Plateaus, das wiederum zum Colorado Plateau gehört, und liegt über 2.000 m hoch. Er ist gekennzeichnet durch so genannte Hoodoos, das sind durch Wind, Wasser und Eis geformte Gesteinssäulen aus Kalkstein. Morgens fährt man als erstes den Sunrise Point an, von wo die Morgensonne den Canyon rot einfärbt. Danach wird es anstrengend: Über den Queen's Garden Trail, den Peekaboo Loop und Navajo Loop (Wall Street) führt mich eine 7stündige Wanderung an atemberaubenden Felsformationen vorbei bis zum Sunset Point. Nach unzähligen Säulen, Türmen und Skulpturen, die in dem so genannten Amphitheater am schönsten zusammenstehen, bin erst mal geschafft. Nach einer Stärkung und ordentlich zu trinken, fahre ich weitere Viewpoints an: Paria Point, Bryce Point und der Inspiration Point. Unterwegs treffe ich auf eine deutsche Busreisegruppe, die sich von Viewpoint zu Viewpoint fahren lässt und runter in den Canyon schaut. Und irgendwie macht sich eine große Zufriedenheit in mir breit, denn ich war da unten. Das Finale ist natürlich der Sonnenuntergang am Sunset Point.
Dann folgt die Fahrt nach Torrey über den Highway 22 und die unsäglichen Straßen 62 und 24, wo ich auf erheblichen Wildverkehr stoße, was mich meinen Außenspiegel kostet. Der plötzlich am Straßenrand auftauchenden Kuh konnte ich noch so gerade ausweichen. Diese Strecke sollte man bei Nacht unbedingt meiden.
Tag 12
Im Capitol Reef National Park stößt man kurz nach der Einfahrt in den Park auf das Gifford Farm House, das einen in das Amerika von Anfang 1900 zurück versetzt. Ein alter Pick Up sowie eine Scheune erinnern an so manche Hollywoodkulisse. Ich fahre zunächst bis zum Ende der geteerten Straße, dem Scenic Drive, bis zum Capitol Gorge, eine enge trockene Schlucht. Eine kurze Wanderung durch das schmale Flussbett mit senkrechten Bergwänden führt zum Pioneer Register, eine in eine Felswand geritzte Namensliste derer, die zu den ersten Siedlern in der Gegend gehörten. Trotz seiner Kürze ist der Pfad in der Hitze nicht ohne, da es kaum Schattenspender gibt. Auf der Parkstraße zurück sind der Egyptian Temple und der Canyon Grand Wash die interessanten Felsformationen. Mit der tief stehenden Nachmittagssonne ergeben sich auf dem Scenic Drive tolle Fotomotive, denn der Capitol Reef zeigt sich in den schönsten Rot- und Brauntönen. Am Sunset Point hat man noch einmal einen Blick auf die geologische Faltung, den Waterpocket Fold, die den Park ausmacht. Ich verlasse nun die Nationalparks Utahs und Arizonas Richtung Norden nach Provo am Utah Lake.
Auf den Spuren der Mormonen - Salt Lake City
Tag 13
Hier am Utah Lake soll zunächst Versäumtes nachgeholt werden, nämlich das Jet Ski Erlebnis. Hier kein Problem, es sind genügend vorhanden. Vom Bootshafen im Utah Lake State Park geht es also für zwei Stunden aufs Wasser. Das Heizen über das Wasser ist eine wahre Freude, aber Achtung: Sonnenbrandschutz nicht vergessen und alles fest am Körper befestigen (Hüte, Brillen etc.). Meine Bilanz: Ein ins Wasser gefallenes iphone (konnte noch gerettet werden, funktioniert aber nur noch eingeschränkt), eine verlorene Schirmmütze und heftigst verbrannte Oberschenkel. Nach diesem furiosen Spaß und einem China-Imbiss Weiterfahrt nach Salt Lake City, die Stadt der Mormonen. Dort sehe ich das City & County Building, Sitz der Regierung von Salt Lake City. Hauptattraktion ist natürlich der Temple Square, Zentrum der Mormonen. Diese Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT, englisch Latter-day Saints, LDS, gegründet von Joseph Smith), auch Mormonen genannt, haben sich 1847 hier niedergelassen und die Stadt gegründet. Entsprechend viele der Einwohner gehören den Mormonen an und leben nach ihren Regeln, die u.a. Kaffee, Tabak, Alkohol und Empfängnisverhütung ablehnen. Ich lasse mich durch die Geschichte und die eindrucksvollen Gebäude der Mormonenbewegung leiten und sehe den Mormonentempel, das Tabernacle (der Mormon Tabernacle Choir übt und tritt regelmäßig hier auf), das LDS Conference Center, LDS Church Office Center und die Salt Lake Assembly Hall (eine kleine Kirche). Interessant ist besonders das Dach des Conference Center, auf dem Pflanzen, Wasserfontänen und Pyramiden die Landschaft Utahs darstellen sollen. Nach dieser interessanten Begegnung (sogar mit deutscher Führung durch eine deutsche Mormonin) werfe ich von der Autobahnauffahrt W600N zur I 15 noch einen Blick auf die Skyline von Salt Lake City und das State Capitol Building. Dann geht es weiter nach West Yellowstone in Montana.
Die Mutter aller Nationalparks - Yellowstone
Tag 14
Der Höhepunkt naht: Der Yellowstone National Park. Der älteste (1872) und neben dem Grand Canyon wohl der bekannteste Nationalpark liegt auf über 2.000m Höhe und verteilt sich mit seinen 10.000 qkm auf die drei Bundesstaaten Montana, Idaho und Wyoming, wobei in Wyoming der allergrößte Teil des Parks liegt. Von West Yellowstone aus geht es zunächst durch den Westeingang am Madison River entlang zur ersten Quelle, dem Terrace Spring, und zum Gibbon River Bend, wo der Fluss Gibbon eine 180 Grad -Schleife macht. Dann fahre ich in südliche Richtung zum Firehole Canyon Drive. Dort geht es am Fluss Firehole mit Wasserfall vorbei und dann weiter zum Upper Geyser Hill, wo der Geysir Old Faithful alle 45 bis 105 Minuten eine bis zu 60 m hohe Fontäne in den Himmel schießt, und dem rustikalen im Blockhausstil gestalteten Luxushotel Old Faithful Inn. Der Old Faithful ist DAS Wahrzeichen des Parks und versammelt bei jeder Eruption einige hundert, wenn nicht über eintausend Zuschauer um sich herum. Auf der Rückfahrt zurück nach West Yellowstone stoppe ich noch am Midway Geyser Basin mit Excelsior Geyser (direkt am Fluss) und dem Grand Prismatic Geyser. Der permanente Schwefelgeruch und die warmen Wasserdampfschwaden sind schon ein besonderes Erlebnis. Zurück in West Yellowstone muss ich leider feststellen, dass so etwas wie Abendunterhaltung nicht existiert und das in der Hochsaison. Eines der wenigen noch offenen Restaurants ist proppevoll und so nehme ich mir eine Pizza mit auf's Zimmer.
Tag 15
Auf dem Weg zu den entfernt gelegenen Mammoth Hot Springs im Norden des Parks stoppe ich an den Rustic Falls am Golden Gate. Dann bei den Mammoth Hot Springs befinde ich mich zuerst auf dem Upper Terrace Drive: Canary Spring, Overlook, Orange Spring Mound und Angel Terrace sind dort die Highlights. Dann auf der Main Terrace: Liberty Cap, Minerva Terrace, Mound & Jupiter Terrace, Beryl Spring. Die dem Gebiet den Namen gebenden Terrassen sind Kalziumformationen, die sich zu Stufen gebildet haben. Zurück fahre ich noch einmal am Firehole Canyon Drive (wegen der Nähe zur Madison Junction, über die ich immer zurück nach West Yellowstone fahre) und entdecke dort Rentiere. Dann weiter Richtung Süden brilliert das Lower Geyser Basin durch Silex Spring, Fountain Paint Pot und Clepsydra Geyser. Im Black Sand Basin sind der herrliche Emerald Pool, Sunset Lake und der Cliff Geyser die Highlights. Dann schließlich noch mal zum Upper Geyser Hill mit Blue Star Geyser, Anemone Geyser und noch mal die Old Faithful Eruption. Im Old Faithful Inn gönne ich mir zum Abschluss des Tages ein leckeres Abendmahl.
Tag 16
Der dritte Tag im Park wird den Yellowstone Falls gewidmet. Zunächst treffe ich unterwegs einen Bison am Wegesrand an. Dann weiter zu den Wasserfällen, welche aus zwei Fällen bestehen, den Upper und den Lower Falls. An die Yellowstone Falls kommt man über verschiedene Aussichtspunkte heran. Der Brink of Lower Falls Trail bringt mich nah oberhalb der Lower Falls, welche 94 m in die Tiefe rauschen. Red Rock Point, Lookout Point, Artist Point und Upper Falls Viewpoint bieten weitere Wow-Blicke auf die Wasserfälle. Die Upper Falls sind mit 33 m nicht ganz so spektakulär. Der Mount Washburn ist das letzte Ziel des Tages. Einen Braunbär kann man dort beobachten, aber für ein scharfes Foto ist er dann leider doch zu weit weg.
Tag 17
Heute ist schon der letzte Tag im Park und den verbringe ich mit den noch nicht oder nicht ausreichend besuchten Geysirfeldern. Das sind das Biscuit Basin mit dem Sapphire Pool, Mustard Spring, Jewel Geyser und Shell Spring. Dann noch einmal das Black Sand Basin mit Emerald Pool, Spouter Geyser und Cliff Geyser. Das Upper Geyser Field, die Heimat des OId Faithful, hat noch viel mehr zu bieten. Die schönsten Geysire und Pools heißen hier Castle Geyser, Shield Spring, Crested Pool, South Scalooped Spring, Sawmill Geyser, Spasmodic Geyser, Beauty Pool, Chromatic Pool, Grotto Geyser, Riverside Geyser, Morning Glory Pool, Heart Spring, Anemone Geyser und Blue Star Spring. Der Morning Glory Pool ist sicher einer der schönsten Pools im ganzen Park. Vom Observation Point kann man den Ausbruch des Old Faithful nochmals von oben schön beobachten. Dann fahre ich südlich aus dem Park heraus. Am Lake Yellowstone Lake sowie am Jackson Lake und Mount Moran im Grand Teton National Park vorbei fahre ich abends über die Highways 26 und 287 nach Lander. Dabei passiere ich leider mehrere Baustellen in den Bergen Wyomings, wo man bis zu einer Stunde angehalten wird.
Zurück nach Denver
Tag 18
Von Lander geht es direkt weiter zurück nach Denver. Dort sehe ich mir noch das Football Stadion Invesco Field, Heimstätte der Denver Broncos, an. Von dort hat man einen tollen Blick auf die Skyline. Dann genieße ich von der Millenium Bridge den Blick auf das Coors Field, dem Baseball Stadion, und die Downtown Union Station sowie die Platte River Bridge. Zum Abschluss gönne ich mir noch ein Baseball Spiel im Coors Field und danach Spare Ribs in der Wynkoop Brewery. Die waren so was von zart, dass man das Fleisch geradezu absaugen konnte. Allein die Wynkoop Brewery ist ein Anlass, nach Denver zurück zu kommen.
Tag 19
Heute steht der Rückflug nach Frankfurt an. Es waren tolle zweieinhalb Wochen mit ca. 7.000 Autokilometern durch die schönsten Nationalparks Amerikas.